Die Kerweväddere durch die Zeit || Fotos

Die Dörnbacher Kerwe

Die Dörnbacher Kerwe findet immer am ersten Wochenende im September statt.
Früher begann die Kerwe am Sonntagmittag. Es wurde ein Umzug organisiert.
Meistens fuhren Traktoren mit Wagen der ortsansässigen Landwirte, geschmückt
mit vielen bunten Bändern und Sträuchern. Auf dem ersten Wagen saßen der
Kerweredner, die Kerweborsch und mit dabei die Musikkapelle.

So zogen Sie dann alle mit Begleitung von vielen Dörnbachern durch das Ort.
Anschließend wurde dann an jeder vorhandenen Gaststätte ein Kerwestrauss
gesteckt, eine kleine Birke mit vielen bunten Bändern. Dieser Strauss wurde
schon Wochen vorher von den Kerweborsch geschmückt. An diesen Abenden
wurde auch von die Kerweredd geschrieben.

Wart der Strauss am Haus befestigt, rief der Kerweredner:
,,Hey Wert, kumm emol eraus!
Ei wie gefallt der unser Strauss?“
Anschließend wurde dann die Kerweredd gehalten. Es wurde an dieser stelle
immer die neusten Liebesgeschichten der jungen Leute aus Dörnbach bekannt
gegeben.

Manchmal wurden auch ältere Bürger durch de Kakao gezogen, wie man so
sagt. Es gab auch schon einmal Ärger wegen der Kerwerede, sogar
Strafanzeige und die Kerweborsch mussten auch schon einmal Strafe zahlen.
Nach der Rede sagte der Kerwevadder zum Abschluss – es war die Aufforderung
für die Dörnbacher Straußborsch und gleichzeitig eine Warnung für die Auswärtigen -:
,,So, un jetzt nix wie enuffer in de Saal !
Die erschte drei Tänz sin fer die Straußborsch bestimmt !“
Somit begann die Kerwe mit Tanz am Nachmittag.

Abends um acht Uhr war dann wieder Tanz, montags abends ebenso. Montags
Fand der Frühschoppen statt. In der jeweiligen Gaststätte trafen sich morgens
Fast alle Männer aus Dörnbach zum Bier. Es wurde gesungen und gefeiert.
Frauen wurden dabei nicht geduldet, es sei denn, die Bedienung zog Männerhosen an.
Wer dann am Abend noch in der Lage war, ging zum Tanz mit Frau oder Freundin.

Am Dienstag wurde die Kerwe begraben. Es wurde eine Flasche Wein in einer
Mistkaut beim Bauer in der Ortsmitte eingegraben, die im nächsten Jahr am
Samstag vor der Kerwe, ausgegraben wurde. Die Straussburschen gingen von Haus zu
Haus, bkamen Wein und Wurst, die dann anschließend in der Gaststätte verzehrt wurden.
Gegen 12 Uhr wurden dann vom Kerwevadder noch ein paar Worte zur vergangenen
Kerwe gesagt. Es wurde geheult und um Mitternacht war die Kerwe offiziell vorbei.
Erst in den siebziger Jahren hat sich dieser Brauch etwas geändert.
Es durften Mädchen mitmachen, es gab dann auch Straussmäd, die beim Umzug,
Strauß schmücken un bei der Kerweredd mitmachen durften.
Inzwischen gab es in Dörnbach auch keinen öffendlichen Saal mehr, der für solche
Veranstalltungen genutzt werden konnte.

Dafür gab es das Sportheim ,,Im Woog“ . Dort wurde dann die Kerwe abgehalten.
An das Sportheim wurde auch ein kleiner Strauß gesteckt, aber die eigentliche
Kerwerede wurde an unserem inzwischen gebauten Bürgerhaus abgehalten.
Auch stehen am Bürgerhaus ein Süßwarenstand, ein Karussell und ein Weinstand.
Früher spielte sich das ganze Geschehen in der Dorfmitte ab, die Bitzerstaße
einbezogen. Nun begann die Kerwe auch schon am Samstag, mit Tanz im Sportheim.
Am Sonntag ist dann nach der Kerweredd nur Kaffe trinken angesagt.
Die Ausgehgewohnheiten der Bürger haben sich drastisch geändert, so dass
in den letzten Jahren nur noch am Samstag Tanz stattfindet.

Aber Kerwe begraben und Umzüge sind nach wie vor Brauch.

Auch kommen an der Kerwe, wie in früheren Jahren, viele Verwandte zu Besuch.
Ehemalige Dörnbacher finden an diesem Wochenende den Weg in Ihre alte Heimat.
Nach dem Krieg gab es an der Kerwe ein fürstliches Essen, da hatte auch
Keiner viel. Da war Suppe, Rindfleisch mit Meerrettich und Kotelett mit Rotkraut
und eventuell Pudding, ein Essen wie bei Hofe.

Auch der Kaffeetisch kam nicht zu kurtz: Es wurde schon einmal eine Torte
Gebacken, frischen Zwetschgenkuchen gab es auch meistens um die Zeit.
Heute, da es alles zu Essen gibt, jeder auf die Linie achtet, sind diese Kerwebesuche
mehr der Kommunikation gewidmet.
Früher gab es auch ein neues Kleid zur Kerwe. Da wurde immer von jedem
Mädchen und jeder Frau ein Geheimnis daraus gemacht. Das zog man dann
am Nachmittag an, wenn durchs Dorf gelaufen wurde und jede hoffte, Sie hätte
das schönste. Schließlich wollte man von den Straussborsch doch zum Tanz
aufgefordert werden.

Das Kerwekleid fällt heute flach, da die Straussmäd lieber in Jeans gehen.
Die übrigen Frauen konzentrieren sich in diesen Tagen schon auf die Herbstmode.
(Quelle: Ortschronik)